- 1. Häufige Missverständnisse rund um Onlineshops
- 2. Welche Produkte sich für einen Shop eignen
- 3. Logistik, Lager & Abwicklung
- 4. Ohne Besucher kein Umsatz: Marketing realistisch einschätzen
- 5. Zahlen & Aufwand – grob durchrechnen
- 6. Typische Szenarien: Wann ein Shop sinnvoll ist – und wann nicht
- 7. Technische Basis: Was ein kleiner Shop wirklich braucht
- 8. Rechtliche Aspekte im E-Commerce
- 9. Fazit: In welchen Fällen sich ein Onlineshop lohnt
1. Häufige Missverständnisse rund um Onlineshops
Gerade kleine Unternehmen gehen mit bestimmten Vorstellungen in das Thema Onlineshop, die sich später als problematisch herausstellen. Drei Missverständnisse tauchen besonders häufig auf:
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„Wenn der Shop online ist, kommen die Kunden von allein.“
Realität: Ohne aktives Marketing passiert meist wenig. Ein Shop ohne Sichtbarkeit ist wie ein Laden in einer Sackgasse ohne Schild. -
„Der Shop läuft nebenbei mit.“
Bestellungen müssen geprüft, verpackt, verschickt, retourniert und abgerechnet werden. Das ist Arbeit – und sie braucht klare Zuständigkeiten. -
„Das machen wir mal im Test, kostet ja nicht viel.“
Selbst ein kleiner Shop erzeugt einmalige und laufende Kosten: Technik, rechtliche Anforderungen, Pflege. Ein vager Test ohne Konzept ist selten nachhaltig.
Aus diesen Gründen lohnt es sich, vor dem Start ehrlich zu prüfen, ob die Rahmenbedingungen zu einem Onlineshop passen.
2. Welche Produkte sich für einen Shop eignen
Nicht jedes Produkt, das sich offline verkauft, passt automatisch in einen Onlineshop. Ein paar grundlegende Fragen helfen bei der Einschätzung:
- Ist das Produkt erklärungsbedürftig – oder leicht online darstellbar?
- Ist der Preis im Verhältnis zu Versandkosten und Aufwand sinnvoll?
- Gibt es eine Zielgruppe, die das Produkt aktiv online sucht?
- Wie hoch sind Marge und Wiederkaufswahrscheinlichkeit?
Gut geeignet sind zum Beispiel:
- Produkte mit klarer Beschreibung und stabiler Qualität
- Artikel mit ausreichend Marge, um Versand und Aufwand zu tragen
- Digitale Produkte (Downloads), wenn der Prozess sauber abgebildet wird
Schwieriger wird es bei:
- Einzelstücken, bei denen jeder Verkauf individuell abgewickelt werden muss
- Produkten mit sehr geringer Marge oder sehr hohem Verpackungsaufwand
- Artikeln, die stark von Beratung vor Ort leben
3. Logistik, Lager & Abwicklung
Ein Onlineshop ohne durchdachte Logistik ist wie ein Restaurant ohne Küche. Die Shop-Software ist nur die Oberfläche – die eigentliche Arbeit passiert dahinter.
Wichtige Punkte sind:
- Lagerbestand: Wird getrennt vom Ladenbestand geführt oder gemeinsam? Wie wird verhindert, dass Produkte online verkauft werden, die offline bereits vergriffen sind?
- Verpackung & Versand: Wer packt die Pakete, wie oft, mit welchem Material und zu welchen Zeiten?
- Retouren: Wie werden Rücksendungen geprüft, dokumentiert und erstattet?
- Bezahlarten: Welche Zahlungsmethoden sind sinnvoll – und wie werden sie abgerechnet?
Je besser diese Abläufe vorab durchdacht sind, desto eher kann der Shop später ohne Chaos laufen.
4. Ohne Besucher kein Umsatz: Marketing realistisch einschätzen
Ein Onlineshop ohne Besucher ist ein Showroom im Dunkeln. Die Frage ist daher nicht nur „Wie setzen wir den Shop um?“, sondern vor allem: „Wie bringen wir qualifizierte Besucher hinein?“
Typische Kanäle sind zum Beispiel:
- Bestehende Kunden (z. B. über Newsletter, Flyer, Rechnungsbeileger)
- Suchmaschinen (organisch oder bezahlte Anzeigen)
- Social Media (organisch oder Ads)
- Kooperationen, Marktplätze, Empfehlungen
Gerade für kleine Unternehmen ist es wichtig, nicht auf „automatischen“ Traffic zu hoffen. Ein realistischer Plan kann sein:
- Start mit vorhandenen Kontakten und bestehenden Kundenbeziehungen
- Organisation einfacher, wiederholbarer Maßnahmen (z. B. monatlicher Newsletter)
- Gezielte, kleine Kampagnen statt „Wir machen mal alles ein bisschen“
5. Zahlen & Aufwand – grob durchrechnen
Ein Onlineshop ist eine Investition. Es hilft, ein grobes Gefühl für Verhältnisse zu bekommen, auch ohne exakte Business-Plan-Tabellen.
Beispielfragen, die bei der Einschätzung helfen:
- Wie viele Bestellungen pro Monat wären realistisch?
- Wie hoch ist der durchschnittliche Warenkorb?
- Welche Marge bleibt nach Wareneinsatz, Gebühren und Versand?
- Wie viel Zeit pro Bestellung wird für Abwicklung benötigt?
Wenn zum Beispiel klar wird, dass bei realistischer Einschätzung nur wenige Bestellungen pro Monat möglich sind, kann eine einfache Bestell- oder Anfragefunktion auf der Website im Einzelfall ausreichend sein – statt eines vollwertigen Shops.
6. Typische Szenarien: Wann ein Shop sinnvoll ist – und wann nicht
Szenario A: Wiederkehrende Produkte mit Stammkundschaft
Ein Unternehmen verkauft Produkte, die regelmäßig nachbestellt werden (z. B. Verbrauchsartikel, Spezialprodukte für eine klar definierte Zielgruppe). Ein Onlineshop kann hier:
- Bestellungen vereinfachen,
- internen Aufwand reduzieren,
- und zusätzliche Käufergruppen erschließen.
In so einem Fall kann sich ein Shop oft lohnen.
Szenario B: Sehr individuelle Einzelstücke
Werden fast ausschließlich Unikate verkauft, die intensive Beratung benötigen, kann ein klassischer Shop schnell am Bedarf vorbeigehen. Hier ist eine gut strukturierte Website mit Anfragen, Projektbeispielen und klaren Kontaktwegen häufig sinnvoller.
Szenario C: „Wir schauen mal, was passiert“
Wenn weder Zielgruppe, noch Produkte, noch Marketingwege klar sind, ist ein Onlineshop selten der beste erste Schritt. In solchen Fällen ist es oft sinnvoller, zunächst mit einer starken Website zu starten, Kontakte zu sammeln und das Produktangebot zu schärfen – und später über einen Shop nachzudenken.
7. Technische Basis: Was ein kleiner Shop wirklich braucht
Technisch muss ein kleiner Shop nicht übermäßig komplex sein, sollte aber solide aufgesetzt werden. Häufig nutzen kleine Unternehmen eine Kombination aus WordPress und einem Shop-Plugin.
Wichtige Bausteine sind:
- Ein stabiles Hosting mit SSL-Verschlüsselung
- Ein gut gepflegtes Theme, das Shop-Funktionen unterstützt
- Ein Shop-System (z. B. WooCommerce), das zum Umfang passt
- Geeignete Bezahlmethoden (z. B. PayPal, Überweisung, ggf. weitere Anbieter)
- Saubere Struktur für Produkte, Kategorien und Versandarten
Die größte Herausforderung liegt weniger in der Technik, sondern in der korrekten Einrichtung von Prozessen, Texten und rechtlichen Anforderungen.
8. Rechtliche Aspekte im E-Commerce
Ein Onlineshop bringt zusätzliche rechtliche Pflichten mit sich, etwa im Hinblick auf Informationspflichten, Widerrufsrechte, Preisangaben, Datenschutz und Cookies.
Zu berücksichtigen sind zum Beispiel:
- Vollständige Anbieterkennzeichnung (Impressum)
- Datenschutzerklärung mit Hinweisen auf genutzte Dienste und Zahlungsanbieter
- Widerrufsbelehrung und Muster-Widerrufsformular (bei Verbrauchern)
- Korrekte Preisangaben inklusive Steuern und Versandkosten
- Ein Consent-Banner, sofern bestimmte Tools oder Cookies zum Einsatz kommen
Diese Punkte sollten nicht „nebenbei“ erledigt werden. In vielen Fällen ist es sinnvoll, rechtliche Muster oder Pakete zu nutzen oder eine spezialisierte Kanzlei einzubeziehen.
9. Fazit: In welchen Fällen sich ein Onlineshop lohnt
Ein Onlineshop kann für kleine Unternehmen ein wichtiger zusätzlicher Vertriebsweg sein – wenn ein paar grundlegende Bedingungen erfüllt sind:
- Es gibt Produkte, die sich sinnvoll online verkaufen lassen.
- Logistik und Abwicklung sind durchdacht und umsetzbar.
- Es gibt einen realistischen Plan, wie Besucher in den Shop kommen.
- Die nötige Zeit für Pflege, Aktualisierung und Kundenkommunikation ist vorhanden.
- Rechtliche Anforderungen werden ernst genommen und sauber umgesetzt.
Wenn diese Punkte nicht gegeben sind, ist eine solide, gut strukturierte Website oft der bessere erste Schritt. Sie kann später jederzeit um Shop-Funktionen erweitert werden – dann aber auf einer fundierten Basis.